Oxidativer Stress und stille Entzündungen

Oxidativer Stress und stille Entzündungen

Oxidativer Stress und stille Entzündungen

Oxidativer Stress und stille Entzündungen – Teil 2:

Der stille Brand im Körper

Es gibt Zustände im Körper, die sich nicht laut zeigen – aber dennoch tief wirken. Ein unterschwelliges Gefühl von Schwere, ein nervöses System, das nie ganz zur Ruhe kommt, ein Körper, der zwar funktioniert, aber nicht mehr fließt. Genau in dieser stillen Spannung wirken Prozesse, die auf Zellebene längst aktiv sind: oxidativer Stress und sogenannte „stille Entzündungen“.

Diese beiden Phänomene gehören eng zusammen. Oxidativer Stress entsteht, wenn freie Radikale – kleine, aggressive Sauerstoffverbindungen – in zu großer Menge entstehen und nicht mehr ausreichend abgepuffert werden können. Sie greifen Zellstrukturen an, verändern Proteine, schädigen Fette in Zellmembranen und belasten das feine Zusammenspiel der Mitochondrien – unserer zellulären Kraftwerke. Der Körper versucht gegenzusteuern, signalisiert eine Art Dauer-Alarm, oft ohne Symptome im klassischen Sinne. So entwickeln sich stille Entzündungen – unterschwellige, langanhaltende Reizzustände im Gewebe.

Diese Entzündungen laufen oft ohne sichtbare Zeichen ab. Kein Fieber, keine Schwellung, keine offensichtliche Entzündungsreaktion. Und doch sendet der Körper feine Signale: anhaltende Erschöpfung, diffuse Schmerzen, mentale Unruhe, hormonelle Verschiebungen, erhöhte Infektanfälligkeit oder das Gefühl, einfach nicht mehr „durchzuatmen“. Es ist ein Zustand, in dem der Körper zwar noch kompensiert – aber die Regulation bereits erschwert ist.

Oxidativer Stress und stille Entzündungen verstärken sich gegenseitig. Der eine befeuert den anderen. Die freie Radikalbildung triggert Entzündungsprozesse, diese wiederum führen zu mehr oxidativem Druck. In diesem Kreislauf verliert der Körper Ressourcen – nicht plötzlich, sondern schrittweise. Die Zellenergie sinkt, Entgiftungswege werden träger, Immunprozesse ineffizient. Ein Zustand der inneren Belastung entsteht, der sich von außen nur schwer erfassen lässt, im Inneren aber deutlich spürbar ist.

Was der Körper in solchen Phasen braucht, sind keine schnellen Lösungen. Was er braucht, sind Werkzeuge. Nährstoffe, aus denen er seine Schutzsysteme aufbauen kann. Mikronährstoffe sind keine „Medizin“ im klassischen Sinne – aber sie sind Grundmaterial. Sie ermöglichen biochemische Reaktionen, aktivieren Enzyme, stabilisieren Zellmembranen, regulieren Immunprozesse, puffern Radikale ab, fördern die Entgiftung, unterstützen die Energieproduktion. Sie sind das, was dem Körper hilft, wieder in seinen natürlichen Fluss zu kommen – wenn die Grundlage stimmt.

Gerade Omega-3-Fettsäuren spielen hier eine zentrale Rolle. Aus ihnen bildet der Körper entzündungsmodulierende Botenstoffe – sogenannte Resolvine, Protectine und Maresine. Diese Stoffe wirken nicht gegen Entzündungen, sondern helfen dabei, dass der Körper selbst entscheiden kann, wann und wie er Entzündungsprozesse wieder beendet. Omega-3 ist also kein klassisches Entzündungshemmer – es wirkt regulierend. Die Balance zwischen Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren ist dabei entscheidend: Ist das Verhältnis zu einseitig in Richtung Omega-6 verschoben (was bei den meisten Menschen der Fall ist), werden entzündungsfördernde Prozesse begünstigt. Hochwertige, gut bioverfügbare Omega-3-Öle – etwa auf Basis von gereinigtem Fischöl mit hohem EPA/DHA-Anteil – können hier unterstützend wirken.

Auch andere Mikronährstoffe wirken als zentrale Regulatoren im System. Zink und Selen sind essenziell für die Funktion antioxidativer Enzyme wie Glutathionperoxidase. Vitamin C wirkt als direkter Radikalfänger und unterstützt die Regeneration anderer Antioxidantien wie Vitamin E. Coenzym Q10 ist nicht nur für die Energieproduktion in den Mitochondrien notwendig, sondern schützt diese auch vor oxidativer Schädigung. Glutathion – oft als „Master-Antioxidans“ bezeichnet – ist entscheidend für die Entgiftung und die Reparaturprozesse im Gewebe. Auch Magnesium, Mangan, Kupfer, die B-Vitamine und Alpha-Liponsäure spielen in diesem Netzwerk eine wichtige Rolle.

In der Praxis zeigt sich oft: Sobald der Körper diese Stoffe in ausreichender Menge und in einer für ihn verwertbaren Form zur Verfügung hat, beginnt er, seine Funktionen gezielter zu steuern. Nicht in dem Sinne, dass eine Erkrankung „verschwinden“ würde – sondern in dem Sinne, dass der Körper wieder mehr Möglichkeiten bekommt. Er reagiert adaptiver, flexibler, klarer. Prozesse laufen koordinierter ab. Und Symptome, die zuvor Ausdruck eines überlasteten Systems waren, verlieren oft an Intensität.

Entscheidend ist dabei nicht nur, welche Stoffe gegeben werden – sondern in welcher Form, in welchem Verhältnis, zu welchem Zeitpunkt. Eine gezielte Labordiagnostik kann helfen, Defizite sichtbar zu machen: etwa das Verhältnis von Omega-3 zu Omega-6, der Status von Zink, Selen oder Vitamin D, die antioxidative Kapazität im Serum oder intrazellulär, der Glutathionspiegel oder Marker für Lipid- und DNA-Oxidation. Diese Werte helfen nicht, um einen „Mangel zu beweisen“, sondern um besser zu verstehen, was dem Körper gerade fehlt, um seinen Selbstregulationsimpuls zu entfalten.

Diese Sichtweise verändert auch den therapeutischen Ansatz. Es geht nicht mehr nur darum, etwas „wegzubekommen“. Es geht darum, dem Körper seine Werkzeuge zurückzugeben. Nichts aufzudrängen, sondern ihn zu erinnern. An seine Intelligenz. An seine Fähigkeit zur Regulation. Und an seine tiefe Verbundenheit mit allem, was rhythmisch, nährend, lebendig ist.

Wer beginnt, so zu denken, verändert oft nicht nur seine Ernährung oder seine Mikronährstoffversorgung – sondern auch seine Haltung. Man beginnt, dem Körper zuzuhören. Nicht als Objekt, das funktionieren soll. Sondern als lebendiges, hochsensibles System, das jeden Tag versucht, sich selbst zu balancieren – trotz aller äußeren Einflüsse.

Vielleicht spürst du beim Lesen, dass etwas in dir in Resonanz geht. Eine Stelle in deinem Körper, die sagt: Ja, genau da fehlt mir etwas. Dann nimm diesen Impuls ernst. Nicht als Diagnose. Sondern als Einladung. Zu einem anderen Umgang mit dir. Mit deinem Alltag. Mit deinem Rhythmus. Und mit dem, was du deinem Körper tagtäglich gibst – oder nicht gibst.

Denn am Ende ist Gesundheit nichts Statisches. Sie ist ein lebendiger, atmender Zustand – der sich zeigt, wenn der Körper bekommt, was er braucht. Und wenn wir bereit sind, wieder zu hören, was er sagt.

Im dritten Teil dieser Reihe tauchen wir noch tiefer in das ein, was ich in meiner täglichen Arbeit als unverzichtbar erlebe: die Diagnostik. Wir werden uns damit beschäftigen, wie sich oxidativer Stress und stille Entzündungen sichtbar machen lassen – nicht nur in Form von Symptomen, sondern anhand gezielter Laborwerte. Du erfährst, welche Parameter wirklich aussagekräftig sind, wie man sie interpretieren kann und warum Standardblutbilder oft nicht ausreichen, um das Ganze zu erfassen. Es geht um echte Tiefe – nicht um Zahlen um der Zahlen willen.

Autor: Mario Anfang (Nähr- und Vitalstoff-Coach)

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